YOGA braucht keine Extreme

  • Was bedeutet es für Yoga im Spannungsfeld zwischen östlichen und westlichen Lebens- und Sichtweisen zu stehen?
  • Wie kann ich damit umgehen?

Yoga ist ursprünglich ein Übungsweg aus dem Osten. Die vielen Jahre im Westen hat er sich ausgebreitet, wurde aber auch verwässert. Das passiert insbesondere, wenn wir Yoga nur aus unserer westlichen Sichtweise betrachten. Wirklich verstehen können wir ihn, wenn wir uns für die östliche Sichtweise öffnen und schauen was sie uns lehrt.

Im Westen sind wir sehr leistungsorientiert. Wenn wir diese Haltung zum Beispiel auf das Üben von Âsanas (Körperübungen) übertragen, neigen wir zur Akrobatik, sportliche Ambitionen und unsorgfältigem Umgang mit dem eigenen Körper. Doch Yoga möchte uns einen achtsamen Umgang mit dem Körper lehren, in dem wir uns von Stabilität und Leichtigkeit leiten lassen. Damit lernen wir uns selber besser kennen und können unserem eigentlichen Wesen in der Entspannung näher kommen.

Im Yoga findet man auch Anregungen zum Umgang mit unserem Umfeld. Damit ist nicht gemeint, dass wir unser Leben gleich radikal umstellen müssen und zum Vegetarier werden oder das Auto verkaufen. Auf dem Yogaweg reflektieren wir immer wieder. Was ist mir wirklich wichtig? Wie möchte ich den Mitmenschen und der Umwelt begegnen? Die Antworten werden sich mit der Zeit verändern. Das wirkt sich dann in authentischen Veränderungen in unserem Leben aus, welche keine zusätzlich Unruhe bringen.

Yoga kann von unserer westlichen anatomischen Sichtweise profitieren, wenn es darum geht ungünstige Bewegungsmuster aufzulösen und Grenzen rechtzeitig zu erkennen. Wenn wir aber eine anatomische Perfektion in den Übungen anstreben, gehen andere wichtige Komponenten des Yoga wie der frei fliessende Atem und das Loslassen verloren.

Sollten wir das rasante Alltagstempo mit auf die Matte nehmen und Yoga „erledigen“, wird es uns nicht weiterbringen. Yoga soll uns helfen für eine bestimmte Zeit diesen Automatismus zu unterbrechen. Nicht mehr blind dem was aussen ist folgen und auch nicht den eigenen Gedanken. Wenn wir in uns hineinspüren, erfahren wir mehr darüber, was uns zufrieden macht. Unser Leben können wir mit Abstand betrachten und sehen, was gut ist und was wir besser machen können. Wenn wir mehr spüren was uns wichtig ist, wird es möglich nicht allem was interessant ist, nachzugehen. Unser Leben im Westen bietet den meisten Menschen so viele Möglichkeiten, dass wir uns oft selber überfordern. Darum ist es hilfreich zu erkennen, was wir auf den 2. Blick gar nicht brauchen.